Sieben Stunden schuften geschrieben von Dirk Schelling
Neureuter Feuerwehr setzt auf realistische Ausbildungen

Tagtäglich wird die Feuerwehr zu Einsätzen gerufen. In vielen Fällen gibt es kein festes Schema und kein Lehrblatt, dass eine standardisierte Lösung vorsieht. Jeder Einsatz fordert aufs neue Vielseitigkeit, Professionalität und oftmals auch Improvisationstalent . Grundstein für diese Aufgabe legen Lehrgänge, die jeder Feuerwehrangehörige durchläuft, hierauf bauen weiterführende Ausbildungen auf. „Stillstand bedeutet Rückschritt“, daher gibt es für jeden die Möglichkeit, seinen Wissensstand im Rahmen der wöchentlichen Übungen zu erhalten und zu erweitern. Da umfangreiche Ausbildungen jedoch auch ein großes Maß an Vorbereitung bedürfen und dies in wenigen Abendstunden nahezu nicht machbar ist, gibt es bei der Abteilung Neureut bereits seit Jahren zusätzliche Ganztagesausbildungen, die hier mehr Spielraum und Umfang in der Ausbildung zulassen. Die Ganztagesausbildung im Oktober stand unter dem Motto „Technische Hilfeleistung“. Auf dem Gelände einer Bauschuttrecyclingfirma bot sich die Möglichkeit, an einem Ort parallel verschiedene Ausbildungsstationen einzurichten und somit effektiv, mehr als sieben Stunden, arbeiten zu können. An einer der Stationen stellte sich die Aufgabe einen PKW, der im Zuge eines Verkehrsunfalls unter die Zugmaschine eines Sattelschleppers gefahren war, zu bergen. Die besondere Schwierigkeit lag darin, dass sich die Einsatzstelle nicht auf gerader Straße, sondern auf einer schiefen Ebene befand. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen und der Ausgleich des unebenen Geländes bei allen Maßnahmen war eine nicht alltägliche Herausforderung. Jede Gruppe, die mit fünf Mann einen Rüstwagen und ein Löschfahrzeug zur Verfügung hatte, wurde durch einen Gruppenführer angeleitet. Da auch dieser auf die Situation nicht vorbereitet war, konnte hier dem Übungsziel „Lagebeurteilung und Entscheidungsfindung“ Rechnung getragen werden. Wie bei allen Stationen, ergaben vier Gruppen auch vier unterschiedliche Lösungen, letztendlich jedoch alle erfolgreich. Bei der zweiten Station stand jeder Gruppe ein PKW zur Verfügung, der zuvor durch Herabfallen von einem Kran entsprechend deformiert worden war. Die erste Aufgabe bestand darin, den auf der Seite liegenden PKW in dieser Lage zu stabilisieren und anschließend über die nun oben liegende Beifahrerseite mit hydraulischen Rettungsgeräten einen Zugang zu schaffen. Weiterer Bestandteil im Anschluss war das zerschneiden des PKW in „normaler Lage“. Schwindelfrei sollte man bei der nächsten Station sein, ging es doch an einem Außenstahlgerüst des Förderbandes ca. 25 Meter entlang bis auf eine Höhe von acht Metern. „Absturzsicherung“ heißt der Fachbegriff für diesen Part. Die Kameraden sicherten sich selbst auf dem Weg entlang des Förderbandes mit dem „Gerätesatz Absturzsicherung“. Eine zusätzliche Sicherung, wie bei solchen Übungen vorgeschrieben, bestand über eine separate Leine zum Korb der Drehleiter. Als Zeichen dafür, dass die Aufgabe gemeistert war, betätigte jeder der an der Spitze angekommen war eine Pressluftfanfare. „Rettung einer Person aus Silo“ war schließlich die letzte Aufgabe des Zirkeltrainings. Abseilen in das Silo und Rettung der Person mit der Schleifkorbtrage war quasi vorgegeben. Die eigentliche Schwierigkeit bestand darin, im oberen Bereich bei der Einstiegsöffnung einen geeigneten Festpunkt zu konstruieren, um die Gerätschaften sicher betreiben zu können. Dank der Kameraden, die diesen Ausbildungstag vorbereitet hatten, eine sehr lehrreiche Veranstaltung, die wieder einmal einen wesentlichen Teil der ganzjährigen Aus- und Fortbildung einnahm. Nach Auswertung der Bilder ist aufgrund des großen Umfangs der Ausbildung und der vielseitigen Lösungen auch noch eine Nachbetrachtung mit den Teilnehmern geplant. Besonderer Dank gilt den Firmen Schempp GmbH & Co. KG, Knirsch Kraftfahrzeuge GmbH, Auto-Böhler, Buchleither GmbH, Auto- Spancken sowie der Abteilung Ausbildung der Branddirektion, ohne die dieser Tag nicht möglich gewesen wäre.


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